Skip to content

Content Header

„Für Föten und Werte. Die ‚Lebensschutz‘-Bewegung in Deutschland“

In: Juliane Lang, Ulrich Peters (Hg.): Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt
ISBN 978-3-944442-52-5
2018 336 Seiten, S. 117-139, 20,00 € (D), Marta Press

Textauszug:

Diskussionen darum, wie die Instrumentalisierung  behinderten- und biopolitischer Themen durch radikale Abtreibungsgegner/innen wirksam entgegengetreten werden kann, oder darüber, wie eine emanzipatorische feministische Position zu Behinderung, pränataler Diagnostik und selektiven Schwangerschaftsabbrüchen aussehen könnte, nehmen sowohl unter (Queer) Feminist_innen  als  auch  unter  Kritiker_innen  von  selektiver pränataler Diagnostik zu.  Durch die wachsende Mobilisie- rung wertkonservativer Kräfte, sei es bei den Besorgten Eltern, den Demos für Alle, den verschiedenen -gidas, den »Märschen für das Leben« oder den Wahlerfolgen der AfD ist die Versuchung groß, alle linken, feministischen  und emanzipatorischen Kräfte unter dem Label der Selbstbestimmung sammeln zu wollen. Dadurch besteht aber die Gefahr, die ambivalenten, prob- lematischen und antiemanzipatorischen Konnotationen dieses Konzeptes für die gemeinsamen Sache und das größtmögliche Bündnis auszublenden. »Selbstbestimmung« jedoch ist kein eindeutig emanzipatorischer, positiver Begriff, sondern ein ambivalenter, der in Richtung optimierter Selbstverwertung und konsumistischer Wunscherfüllung offen ist. Diese individualistischen und neoliberalen Implikationen des Begriffs beeinträch- tigen sein Potential, zur radikalen Veränderung gesellschaftlicher, sozialer und ökonomischer Machtverhältnisse beizutragen.