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Zika schürt Angst vor Behinderung

Die Vermutung, dass der von Mücken übertragene Zika-Virus für die Zunahme an Fällen von Mikrozephalie in Brasilien verantwortlich ist, scheint sich zu bestätigen. Weltweit hat dies zu einer panikartigen Angst vor Behinderung geführt. (in GID 235, April 2016 S. 31 – 32, dort auch Anmerkungen und Belege)

„Je mehr wir wissen, desto schlimmer sieht es aus“, erklärte die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, am 22. März der Presse. Im Februar dieses Jahres hatte die WHO die Verbindung einer raschen Ausbreitung des Zika-Virus mit der Häufung von Mikrozephalie und anderen neurologischen Abweichungen zum internationalen Gesundheitsnotstand erklärt. Dies ist die allerhöchste Warnstufe, durch die Staaten außerhalb der betroffenen Gebiete aufgefordert werden, Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Erregers zu unterstützen. Zuletzt hatte die WHO im Jahr 2014 wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika einen solchen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Eine Ansteckung mit Zika führt bei nur etwa 20 Prozent der erwachsenen Infizierten überhaupt zu Symptomen, die einer leichten Grippe ähneln und normalerweise nach wenigen Tagen vollständig abklingen: Fieber, Gelenkschmerzen oder Ausschlag. Das vor dem jetzigen Ausbruch als harmlos geltende Virus wird von der Stechmücke Aedes aegypti übertragen.
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„Grenze überschritten“

Der »Peter-Singer-Preis für Strategien zur Tierleidminderung« wird am kommenden Samstag zum zweiten Mal verliehen, diesmal an Ingrid Newkirk, die Mitbegründerin der Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals). Über alte und neue Preisträger sprach die Jungle World mit Matthias Vernaldi, der sich seit Jahren behindertenpolitisch engagiert und beim Aktionsbündnis »Kein Forum für Peter Singer« aktiv ist. (in Jungle World 16/16)

Small Talk von Kirsten Achtelik

Keine Smarties in Neukölln

Ein katholischer Apotheker in Berlin will Kundinnen die Benutzung von Verhütungsmitteln ausreden. Bei der »Pille danach« ist aber auch die Bundesregierung gegen zu viel Selbstbestimmung. (in Jungle World 16/16)

»Unverschämtheit!« Dieses Wort im Tweet einer Sexarbeiterin über einen inoffiziellen Beipackzettel in der Kondomschachtel löste Anfang April eine unerwartete mediale Aufmerksamkeit aus. Urheber des Zettels, auf dem für »einen verantwortungsvollen Umgang mit Verhütungsmitteln« im Sinne einer »grundsätzlichen Offenheit und Bereitschaft, Kinder zu bekommen« geworben wurde, ist ein bekannter Apotheker in Berlin-Neukölln. Die Undine-Apotheke, idyllisch am Landwehrkanal gelegen, wird von dem Katholiken Andreas Kersten betrieben. Der Tweet der Sexarbeiterin mochte bei manchen nur die erstaunte Frage auslösen, wer denn bloß Kondome in der Apotheke kaufe. Andere reagierten mit einem ungehaltenen »Grrr, der schon wieder«. Der Sprecher des Berliner Erzbistums, Stefan Förner, fand die Idee hingegen »originell« und die »Lebensschützer« von Kaleb e. V., die den Berliner »Marsch für das Leben« mitorganisieren, kommentierten auf ihrer Facebook-Seite: »Hut ab«.

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Risiko und Nebenwirkung

In Lateinamerika lassen immer mehr Schwangere präventive Abbrüche durchführen – aus Angst vor Beeinträchtigung des Kindes durch das Zika-Virus. Eine Langfassung des Beitrags von Kirsten Achtelik aus konkret 6/16

Das brasilianische Gesundheitsministerium hatte bereits im November 2015 den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen, da es die Zunahme von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen mit einer Infektion durch das Zika-Virus in Zusammenhang brachte. Im Februar zog die Weltgesundheitsbehörde (WHO) nach und rief einen internationalen Gesundheitsnotstand aus. Dieses Instrument, durch das Staaten außerhalb der betroffenen Gebiete aufgefordert werden, Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Erregers zu unterstützen, hatte sie zuletzt 2014 wegen der Ebola-Epidemie im westlichen Afrika genutzt. mehr … Risiko und Nebenwirkung

Zibechi, Raúl

Territorien des Widerstands. Eine politische Kartografie der urbanen Peripherien Lateinamerikas
Aus dem Spanischen von Kirsten Achtelik und Huberta von Wangenheim
ISBN 978-3-86241-402-4
2011, 176 Seiten, vergriffen, 16,00 Euro, Assoziation A
Zum Buch
In den riesigen Armenvierteln lateinamerikanischer Megalopolen haben sich in den vergangen zwanzig Jahren Territorien des Widerstands herausgebildet, die mit den von den Medien transportierten Bildern aus Elendsvierteln wenig zu tun haben. Ob in den Barrios von Mexiko-Stadt, den Favelas Brasiliens oder den Armenvierteln von Buenos Aires, Lima oder Caracas – überall haben Campesinos, städtische Arme und Indigene völlig neue Organisationsformen und Überlebensstrategien entwickelt.

Die internationale Debatte um Genome Editing

„Genome Editing“ – seit CRISPR-Cas diskutiert die Wissenschaftsgemeinde wieder über eine gezielte und tiefgreifende Veränderung von menschlichen Genen. Ein Überblick über die internationale Debatte. (in GID 234, Februar 2016 S. 12 – 14 , dort auch Anmerkungen und Belege)

„Don’t edit the human germ line“ forderten im März 2015 mehrere bekannte Forscher_innen, unter ihnen Edward Lanphier, Manager der Biotech-Firma Sangamo BioSciences, in dem britischen interdisziplinären Fachmagazin Nature. Die Gruppe sprach sich „in dieser frühen Phase“ gegen jede Anwendung von Genome Editing am Menschen aus und schlug ein freiwilliges Moratorium der Wissenschaft vor. Offenherzig bekannten die Wissenschaftler_innen ihre Motivation: Sie selbst forschen an somatischen Anwendungen für die Techniken. Sie befürchten negative Effekte auf ihre Arbeit, wenn in der öffentlichen Debatte über die Gefahren der Technik die Anwendungsfelder nicht strikt getrennt werden. Von der genetischen Modifikation somatischer Körperzellen versprechen sie sich Fortschritte für die Behandlung von HIV/Aids, bestimmten Krebsarten oder der Bluterkrankheit. Manipulationen der menschlichen Keimbahn, die genetisch vererbbare Veränderungen bewirken, hätten dagegen keinen vorstellbaren medizinischen Nutzen, der nicht von anderen, weniger gefährlichen Techniken wie in vitro Befruchtung (IVF) mit anschließender Präimplantationsdiagnostik (PID) erfüllt werden könne. Die Forscher_innen zeigten sich zudem besorgt darüber, dass das Editieren der menschlichen Keimbahn den Weg zum Enhancement freimachen könnte. Lobend bezogen sie sich auf die Debatte über die Zulassung des Mitochondrien-Ersatzes in Eizellen in Großbritannien.
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Wenn Kürzungen töten

Menschen mit Behinderungen sind von der Kürzungs- und Austeritätspolitik in vielen europäischen Ländern besonders betroffen. Bericht von einem Seminar zum Thema. (in GID 234, Februar 2016 S. 45 – 47, dort auch Anmerkungen und Belege)

Vor dem Hintergrund der Finanzkrise werden europaweit Sozialsysteme angegriffen und Leistungen gekürzt. In vielen europäischen Ländern gab und gibt es unterschiedlich starke Proteste gegen die Spar- und Kürzungspolitiken, darunter in Griechenland und Spanien, aber auch in Großbritannien. Bei einigen der Proteste spielte auch der Widerstand von Menschen mit Behinderung gegen Kürzungen bei Assistenz-, Pflege- oder Sozialleistungen eine Rolle. Ein Seminar, das Anfang Dezember 2015 vom Berliner Arbeitskreis mit_ohne Behinderung (ak moB) unter dem Motto „Behinderung in der Krise – Proteste von Behinderten in Europa“ veranstaltet wurde, widmete sich den jeweils unterschiedlichen Verhältnissen in den drei Ländern.
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„Persönliche Frustration mit Rassismus gemischt“

In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 ist Burak Bektaş mit vier Freunden im südlichen Berlin-Neukölln unterwegs, als auf die Gruppe geschossen wird. Burak stirbt, zwei andere werden schwer verletzt. Der Täter ist bis heute nicht gefasst worden. Über den Mord, die Ermittlungen und politische Schlussfolgerungen sprach die ­Jungle World mit dem Journalisten Philip Meinhold. Er hat sich intensiv mit den Hintergründen des Falls befasst und die Ergebnisse seiner Recherchen in dem neunteiligen Podcast »Wer hat Burak erschossen?« verarbeitet. (in: Jungle World Nr. 4, 28. Januar 2016)

Interview: Kirsten Achtelik

Was ist am Abend des 4. April 2012 passiert?

Burak war mit vier Freunden in Buckow unterwegs, sie haben was getrunken, sich unterhalten und sind rumgelaufen. Eine Zeitlang standen sie gegenüber vom Krankenhaus Neukölln herum, als plötzlich gegen Viertel nach eins ein Mann auftauchte, auf die Gruppe zutrat und eine Waffe zog. Er hat dann, ohne etwas zu sagen, auf die Jungs geschossen. Alex und Jamal wurden lebensgefährlich verletzt und Burak ist tödlich getroffen zusammengebrochen. Der Täter ist unerkannt verschwunden, bis heute fehlt von ihm jede Spur.

Ohne Täter fehlt auch ein Motiv. Was bedeutet es denn in diesem Fall, wenn die Polizei sagt, in »alle Richtungen« ermittelt zu haben?
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Propaganda und Tat

In den USA wurden bei einem Anschlag auf eine Klinik von Planned Parenthood drei Menschen getötet. Wurde der Attentäter durch die Kampagnen von Abtreibungsgegnern motiviert? (in:Jungle World Nr. 50, 10. Dezember 2015)

von Kirsten Achtelik

War es Terrorismus oder die Tat eines geistig Verwirrten? Darüber wird in den USA heftig diskutiert, nachdem am Freitag vorvergangener Woche in einer Klinik in Colorado Springs drei Menschen erschossen und neun schwer verletzt wurden. Dem mutmaßlichen Täter Robert L. Dear droht lebenslängliche Haft oder sogar die Todesstrafe, wie der Haftrichter am Montag vergangener Woche feststellte. Das Gebäude und die Einrichtung sind beschädigt. Es ist unklar, wann die Klinik wieder öffnen kann.

Es gibt Hinweise auf eine christlich-evangelikale Haltung Dears, nach den Aussagen von Bekannten ist er strikter Abtreibungsgegner. Einer anonymen polizeilichen Quelle zufolge war die Tat »definitiv politisch motiviert«, Dear habe bei seiner Verhaftung »No more baby parts« gesagt. Diese Aussage verweist auf eine recht erfolgreiche Kampagne radikaler Abtreibungsgegner gegen Planned Parenthood (PP). Das Center for Medical Progress, eine Organisation von Abtreibungsgegnern, hatte im Juli begonnen, eine Reihe stark bearbeiteter Videoaufnahmen zu veröffentlichen.
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Der Anschlag. Ein Statement

4. Dezember 2015, Verbrecher-Blog

Von Kirsten Achtelik

Am Freitag, den 27. November, betrat ein mittelalter weißer Mann die Planned Parenthood Klinik in Colorado Springs, USA. In der Klinik werden auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Fünf Stunden später hatte er drei Leute erschossen und neun so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus mussten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Abtreibungsgegner, um einen „Lebensschützer“ handelt. Als er nach Stunden aufgab und sich von der Polizei abführen ließ, soll er „No more baby parts“, also „keine Leichenteile von Babys mehr“, gesagt haben.
Diese Aussage verweist auf eine ziemlich erfolgreiche Kampagne der radikalen Abtreibungsgegner*innen gegen Planned Parenthood.
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