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Ein lauter Ruf nach Impfstoff

im nd vom 6. August 22

Schmerzender Hautausschlag, begleitet von Fieber: Damit geht man gerade besser schnell zum Arzt, denn es könnte sich um Affenpocken handeln.

Von dem aktuellen Ausbruch sind nach Angaben des RKI in Deutschland zurzeit 2839 Menschen betroffen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist eigentlich selten, und Ausbrüche sollten sich daher von selbst ausbrennen. Das ist im Moment allerdings nicht der Fall, vielmehr steigen die Zahlen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb am 23. Juli den aktuellen Ausbruch zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite erklärt hat. Weltweit meldet die WHO 26 017 Menschen, die sich mit dem Virus angesteckt haben, davon 4761 in den letzten sieben Tagen. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion mild. Weltweit wurden aber auch bereits acht Todesfälle gemeldet.

Der aktuelle Ausbruch seit Mai konzentriert sich mit 16 295 Infizierten vor allem auf Europa; in Deutschland bildet Berlin den Hotspot mit 1418 Fällen. Übertragen wird das Virus durch engen Kontakt, vor allem durch Kontakt mit Hautverletzungen.

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Kein guter Sommer

Die erste Sommerwelle der Covid-19-Pandemie rollt fast ungebremst durchs Land. Neben der ständigen Gefahr einer Coronainfektion kann das auch auf die Psyche schlagen. Bodycheck – Meine Kolumne zu Biopolitik und Alltag in der Jungle World vom 04. August 22

Tja, nun hat es mich doch erwischt. Nein, nein, eine Covid-19-Infektion habe ich bislang dank viel Vorsicht, Verzicht und vier Impfungen vermieden. Aber nach Brustkrebs, Chemotherapie, Operation, Bestrahlung und zwei Berliner Coronawintern, konfrontiert mit andauernden Nebenwirkungen der vergangenen Therapien und der derzeitigen Antihormontherapie, außerdem der Covid-Sommerwelle, die gesteigerte Lebensfreude und soziale Aktivität für Leute, die sich nach wie vor nicht anstecken wollen, schon wieder erstickt, hat mich die Erkenntnis ereilt, dass ich mit ein bisschen Selbstsorge und viel Willenskraft nicht auskomme: Ich warte nicht mehr länger ab, dass es besser wird, sondern nehme Antidepressiva.

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Das neue Normal

Derzeit bestehen viele darauf, man solle zur »Normalität« der Zeit vor der Covid-19-Pandemie zurückkehren. Doch für Menschen, die sich keine chro­nische Erkrankung zuziehen wollen, ist das keine Option. Bodycheck – Meine Kolumne zu Biopolitik und Alltag in der Jungle World vom 28.4.2022

Krank werden, trotzdem arbeiten gehen und dabei die Kolleginnen und Kollegen anstecken – zumindest Letzteres hat Christian Lindner, der Bundesfinanzminister und FDP-Vorsitzende, nicht gemacht. Zwar hat er Covid-19-infiziert, verschwitzt und sichtlich angeschlagen seine Rede auf dem Parteitag der FDP am Wochenende gehalten. Da er aber in Washington, D.C., in Quarantäne blieb, war er nur ­online zugeschaltet und konnte hier niemanden anstecken. Das wäre bei einer Maskenquote von schätzungsweise fünf Prozent auf dem Parteitag wohl schnell gegangen.

Auf der Arbeit, in der Schule, Uni oder im Supermarkt Leute anzustecken, die dann selber wiederum krank arbeiten gehen: Das dürfte die Zukunft mit Sars-CoV-2 sein, wenn sich die Gesetzeslage hinsichtlich Masken- und Testpflicht sowie Verpflichtung zu Home­office, Luftfilteranlagen und hybriden Formaten nicht grundsätzlich ändert. Selbst wenn sich so eine Herdenimmunität herstellen ließe – was angesichts der Mutationsfreude des Virus nicht der Fall zu sein scheint –, wäre das keine gute Idee.

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Wie lässt sich in der Pflege etwas bewegen?

Wie steht es um die Pflege? Wie fühlen sich Gepflegte, wie die Pflegenden? Was tut die Politik für beide Gruppen? Mit Applaus vom Balkon ist es nicht getan, aber liegt die Lösung allein im Geld?

Diese Fragen diskutieren der Autor und Pfleger Frédéric Valin, dessen Buch „Pflegeprotokolle“ soeben erschienen ist, und Raúl Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit und Autor des Buches „Wie kann ich was bewegen?“ (gem. mit Benjamin Schwarz, Edition Körber). Es moderiert die Journalistin und Autorin Kirsten Achtelik. Videodokumentation der Veranstaltung

Eine Einmischen!-Veranstaltung der Stiftung Kommunikationsaufbau und der Körber-Stiftung.

Fuck Freedom Day

Bis zum 20. März sollen fast alle Corona­maßnahmen abgeschafft werden. Für viele bedeutet das mehr Freiheit, für Risiko­gruppen das genaue Gegenteil. Bodycheck – Meine Kolumne zu Biopolitik und Alltag in der Jungle World 08/2022

Die Covid-19-Pandemie ist in einer Phase, in der die allermeisten erschöpft und gereizt sind. Der zweite Covid-Winter geht ihnen hart auf die Nerven. Daraus werden jedoch sehr unterschiedliche Schlüsse gezogen: »Querdenker« und FDPler sehen die Freiheit ­gefährdet, weil sie ohne Impfnachweis keine Schuhe kaufen können (außer in Bayern, da gehören Schuhe zu den Gütern des täglichen Bedarfs). Viele Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten sowie Eltern von kleinen Kindern haben dagegen den Eindruck, dass sie nicht zählen. Weitgehende Lockerungen bedeuten für sie, gänzlich selbst für den eigenen Schutz sorgen zu müssen.

Die vergangene Woche auf der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen schrittweisen Lockerungen – private Treffen ohne Teilnehmerobergrenze, Wegfall der Zugangskontrollen im Einzelhandel, Öffnung von Clubs und Diskotheken mit 2G-plus-Regelung – erhöhen das Infektionsrisiko zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Inzidenzen sind weiterhin vierstellig, die kritische Infrastruktur ist ­immer noch gefährdet, wenn zu viele Leute gleichzeitig erkranken. Zwar weiß vermutlich sowieso fast niemand, wie viele Menschen sich zurzeit privat treffen dürfen, die 2G-Regel im Handel wird nicht gerade scharf kontrolliert, und der neue Subtyp von Omikron ist so ansteckend, dass es keiner Großveranstaltungen mit 25 000 Zuschauern bedarf, um für massenhafte Infektionen zu sorgen. Aber so zu tun, als wäre das alles wieder unproblematisch möglich, sendet ein völlig falsches Signal. Man beendet Maßnahmen norma­lerweise, wenn sie nicht zweckmäßig oder nicht mehr nötig sind. Genau diesen Eindruck erwecken die Öffnungen und die Rhetorik vom »Freedom Day« am 20. März: Das Schlimmste ist vorbei, jetzt kann alles wieder zum normalen Leben zurückkehren.

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Impfpflicht auch für Assistenz

Vertreter von Menschen mit Behinderungen drängen auf besonderen Schutz, aber auch auf Ausnahmeregelungen in nd vom 11.02.2022

Trotz allem Hin und Her der letzten Tage: Die Impfpflicht für den medizinischen und pflegerischen Bereich kommt. Ab dem 15. März müssen Menschen geimpft oder genesen sein, die als Pfleger*innen, Ärzt*innen oder als Assistenz für Menschen mit Behinderung arbeiten. Damit sollen besonders vulnerable Gruppen geschützt werden und gesundheitlich gefährdete Menschen, die sich nicht aussuchen können, mit wem sie Kontakt haben.

Je näher das Datum rückt, desto deutlicher werden die Sorgen, die eine solche Impfpflicht auslöst. Viele Probleme, wie die personelle Unterversorgung in Pflege- und Assistenzberufen werden dadurch sichtbarer. Gerade Menschen mit Behinderung, die ihren Bedarf nach Unterstützung mit selbstorganisierter Assistenz decken, haben Angst, dringend benötigte Mitarbeitende deswegen entlassen zu müssen. Einzelne haben diese Sorgen so zugespitzt, dass sie wegen der Impfpflicht ihr selbstbestimmtes Leben aufgeben und in ein Heim ziehen müssten. Manche Betroffene sehen dadurch ihre Selbstbestimmung gefährdet. Das Zentrum selbstbestimmt Leben (ZSL) Stuttgart hatte daher Ende Januar ein Online-Gespräch zu den Herausforderungen der Impfpflicht von Assistenzkräften organisiert, an dem 80 Menschen, hauptsächlich mit Behinderung, teilgenommen haben.

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Gegen die Wand

Die Omikron-Welle führt zu berechtigten Einschränkungen, aber auch zu viel Chaos. Bodycheck – Meine Kolumne zu Biopolitik und Alltag in der Jungle World 04/22

Die Omikron-Wand ist da – im Berliner Abwasser hat die neue Variante nun Delta messbar abgelöst. Die höhere Ansteckungsgefahr durch Omikron und die befürchtete Überlastung aller Versorgungssysteme wird täglich deutlicher. Das führt zu berechtigten Einschränkungen, aber auch zu viel Chaos.

Diese Entwicklung kündigte sich bereits Ende des vergangenen Jahres an, als ich mich noch von der Chemotherapie und der Brustkrebsoperation erholte. Leider war der Resttumor bei der Operation noch fünf Zentimeter groß, was mein Risiko für ein Rezidiv signifikant erhöht. Das heißt nicht, dass die Chemo nicht gewirkt hätte, sondern, dass der Tumor auch aus Zellen bestand, die auf die Chemo nicht so gut angesprochen haben. Diese sollen nun mit einer Antihormontherapie in Schach gehalten werden: bye-bye Östrogen, hallo Wechseljahre.

Die Tumorkonferenz empfahl mir zusätzlich eine Bestrahlung der ehemaligen Brust, um Krebszellen in diesem Bereich abzutöten. Vor der Operation war mir gesagt worden, dass das nach einer Mastektomie, also der Entfernung der betroffenen Brust, nicht ­nötig sei, wenn die Lymphknoten nicht befallen sind. Auf die Bestrahlung hätte ich gerne verzichtet, vor allem, weil man da ­jeden Tag hin muss. In der Omikron-Welle jeden Tag mit Bus und Bahn ins Krankenhaus fahren und dort auch mal länger warten – keine besonders verlockende Vorstellung. Aber fünf Zentimeter Tumor lassen nicht mit sich diskutieren. Daher fahre ich seit Weihnachten jeden Tag von Nordneukölln nach Südneukölln – schön durch die sich aufbauende Omikron-Wand. Neukölln ist momentan der Bezirk mit der dritthöchsten Inzidenz in Deutschland.

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»Übersteigerte Angst vor der Schulmedizin«

Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ – vdaeae.de) hat sich in einer Erklärung für »Rationalität in Zeiten der Unsicherheit« und ­gegen die Verschwörungsideologien, die zum Coronavirus kursieren, ausgesprochen. Die Jungle World (22/2020) hat darüber mit der Geschäftsführerin des VDÄÄ, Nadja Rakowitz, gesprochen.

Was hat Sie bewogen, sich so explizit gegen Verschwörungsideologen auch in den eigenen, ärztlichen Reihen auszusprechen?

Uns ist aufgefallen, dass Ärzte bei den Mobilisierungen, bei den Aufrufen zu den Protesten sowie bei der Verbreitung von vermeintlich kritischen Fragen und angeblich vernachlässigten Fakten eine große Rolle spielen. Mit Wolfgang Wodarg haben wir lange gut zusammengearbeitet, er hat auch für unsere Zeitschrift geschrieben, das hatte immer Hand und Fuß. Deswegen hat uns ziemlich irritiert, was er in Bezug auf Covid-19 für unseriöses Zeug erzählt. Als wir gesehen haben, dass das Berliner Praxiskollektiv in der Reichenberger Straße auch so einer Verharmlosungsstrategie betreibt, hat ihnen ein Berliner aus unserem Vorstand einen Brief geschrieben und an ihre Verantwortung als linke Praxis appelliert. Darauf gab es leider keine Antwort. Da die Stimmen von Ärzten in der Debatte ein besonderes Gewicht haben, haben wir uns gedacht, wir müssen jetzt auch mal was sagen. Von den Mitgliedern gab sehr viel Zuspruch für die Erklärung, als hätten die Leute darauf gewartet, dass jemand mal was Rationales dazu sagt.

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