Skip to content

Content Header

Mehr Druck

In Berlin streiken die Kranken­haus­beschäftigten unter erschwer­ten Bedingun­­gen, ob­wohl angeblich alle Welt ihre Forderungen unterstützt.
Bodycheck – Die Kolumne zu Biopolitik und Alltag in der Jungle World 34/21

Die Arbeitsbedingungen anderer Leute sind meist – selbst für Linke – eher abstrakt interessant, weil bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne schlecht sind für die Profitrate, und klar, wegen der Solidarität. Das sind allerdings keine Argumente, mit denen man größere Bevölkerungsgruppen mobilisieren kann. Die Arbeitsbedingungen von Menschen, die in der Pflege arbeiten, haben allerdings ganz konkrete Auswirkungen auf die, mit denen diese Menschen arbeiten. Und das sind über kurz oder lang nun mal alle.

Daher tun die Berliner Pflegenden das einzig Richtige, auch im Sinne der Patientinnen und Patienten: Ausdrücklich geht es bei diesem Streik nicht in erster Linie um einen höheren Verdienst, sondern um bessere Arbeitsbedingungen, Tarifverträge für alle Beschäftigten und gleiche Bezahlung. Denn die Arbeitsbedingungen sind momentan oft menschenunwürdig, für die Pflegenden und die Gepflegten. Die Krankenhausbeschäftigten wissen, was sie und ihre Arbeitskraft für die zu Pflegenden bedeuten – das hat zuletzt die Covid-19-Pandemie gezeigt. Sie wissen aber auch, dass wir das wissen und dass es mit ein wenig Klatschen vom Balkon nicht getan ist. Daher ist der Slogan der Berliner Krankenhausbewegung, die seit Montag streikt, auch so schlau und gut: »Wir für euch – ihr für uns!«

mehr … Mehr Druck

Satt, sauber, profitabel

Die immer stärkere Profitorientierung der Pflegebranche schadet dem Personal und den Pflegebedürftigen. Kommentar in der Jungle World vom 22.07.2021

Niemand möchte sich vorstellen, im Alter oder bei vorher eintretender Pflegebedürftigkeit nur noch mit dem Nötigen, also »satt und sauber« versorgt zu werden – dennoch ist das die Realität für sehr viele Menschen. Wer nur über ein mittleres oder niedriges Einkommen verfügt, hat wegen der Profitorientierung der Branche immer weniger Möglichkeiten, das zu vermeiden.

Internationale Konzerne und Finanzinvestoren machen mit Pflegeheimen mittlerweile ein Milliardengeschäft. In Spanien sind bereits mehr als 80 Prozent aller Pflegeeinrichtungen in der Hand privater Unternehmen, in Großbritannien sind es 76, in Deutschland 43 Prozent; das ergaben Recherchen des journalistischen Verbunds Investigate Europe. Für die Aktienbesitzenden ist das ein lohnendes Geschäft – der Marktführer Orpea beispielsweise hat seinen Aktienkurs seit 2015 verdoppelt –, für die zu Pflegenden und die Pflegekräfte allerdings eher nicht. Lohnkürzungen, Verhinderung von Betriebsratsgründungen, Unterbesetzung der Stationen, Pflegeaufgaben, die nicht mehr erledigt werden können – die Liste der Beschwerden ist lang.

mehr … Satt, sauber, profitabel