Krebserkrankung, kräftezehrende Behandlung und nicht alltägliche Sexualpraktiken, wie geht das zusammen? Ein Erfahrungsbericht in Neues Deutschland, 09.10.2021
Willkommen im Club: Etwa 69 700 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Brustkrebs, damit ist es die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Meine Clubaufnahme erfolgte etwas abrupt im Mai 2021. Da war der Tumor schon größer als meine Brust vorher gewesen war, trotzdem hatte ich den Klotz bis zur Mammografie und anschließender Biopsie für harmlos gehalten. Mit der Krebsdiagnose schien das »normale« Leben dann erst mal vorbei: Der Schock will überwunden werden, viele Menschen müssen es erfahren, man muss sich über vieles informieren und Unterstützungsstrukturen aufbauen. Von einigen Seiten wird die Erwartung an einen herangetragen, alle Energie auf den Heilungsprozess zu richten: Die Betroffenen werden angeregt, sich mit gesunder Ernährung, Entspannungstechniken und Sport zu beschäftigen. Arbeit und Sexualität gelten als Beschäftigungen, von denen sich die Patient*innen wahrscheinlich erst mal verabschieden müssen.
Bei meinem ersten Gespräch mit der Ärztin, die die Chemotherapie begleiten und beaufsichtigen würde, habe ich mir notiert: »Libido geht wohl den Bach runter.« Das Thema hatte ich in dem Aufklärungsblock über die ausbleibende Menstruation während der Chemotherapie angesprochen, und ihre Antwort hat mich mehr beunruhigt als manch andere potenzielle Nebenwirkung.mehr … Dating unter Chemo