Die Bundesregierung will die sozialen und wirtschaftlichen Probleme lindern, die aus der Coronakrise folgen. Das Kabinett beschloss am Montag weitreichende Maßnahmen. In der Jungle World 13/2020
Kommt jetzt die allgemeine Ausgangssperre? Diese bange Frage beschäftigte am Wochenende viele Menschen. Die Antwort kam, wie so vieles in dieser Krise, scheibchenweise. Als erste größere Stadt Deutschlands beschloss das nahe an der französischen Grenze liegende Freiburg weitgehende Ausgangsbeschränkungen, als erstes Bundesland verhängte Bayern am Wochenende ebenfalls Ausgangsbeschränkungen. Das Saarland und mehrere andere Bundesländer folgten. Die Bezeichnungen Ausgangssperre und lockdown wurde tunlichst vermieden. Bei einer Telefonkonferenz am Sonntagnachmittag verständigten sich die Bundesregierung und die Länder auf Leitlinien zur sogenannten Kontaktbeschränkung. Soziale Kontakte sollen so weit wie möglich reduziert werden, im öffentlichen Raum sollen sich die Menschen nur noch zu zweit aufhalten, davon ausgenommen sind Familienmitglieder oder Mitbewohner. Die sehr weitgehenden Regeln sollen für mindestens zwei Wochen gelten. Bayern blieb bei seiner bereits vorher verabschiedeten härteren Linie, dort dürfen sich nur Personen aus dem selben Hausstand gemeinsam draußen bewegen. Hessen und Sachsen verabschiedeten ähnliche Regelungen.
Die portionsweise Darreichung hat ihren Sinn: Man kann sich auf jede Beschränkung und Verschärfung einstellen, bevor die nächste kommt. In einer ohnehin intellektuell und emotional schwer zu bewältigenden Situation braucht man Zeit, um sich an neue Verbote zu gewöhnen und deren Sinn einzusehen. Dieser Effekt war auch vor den neuen Verschärfungen zu beobachten: Gab es in Berlin in der Nacht von Donnerstag auf Freitag fast 100 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, vor allem gegen Kneipen und Restaurants, die trotz der Beschränkungen geöffnet hatten, stellte die Polizei in der Nacht zu Samstag nur noch 26 Strafanzeigen. Die Spielplätze, Parks und Plätze leerten sich.