AStA Zeitung Frühling 2025
Körper sind eigensinnig, sie haben ihre eigene Logik, ihr eigenes Tempo – sie machen Sachen, die man nicht bewusst erwartet, geschweige denn geplant hat. Das Gehirn als Teil des Körpers kann nur bis zu einem gewissen Grad realistische Vermutungen darüber anstellen, was bestimmte Entscheidungen für Folgen haben werden. Wenn aber Prozesse einsetzen, für die das Gehirn keine biographische Blaupause hat, ist es nicht mehr besonders gut darin, zu antizipieren, was möglicherweise passieren wird. So gesehen, war es etwas naiv von mir, meinen Text über meinen Brustkrebs in der 2024 erschienenen Brüste-Anthologie mit dem starken Statement zu beenden »Was mich nicht stört: dass ich eine Brust habe«. Als ich das schrieb, war es zwar wahr, dass ich halbwegs zufrieden mit dem Zustand nach meiner einseitigen Mastektomie war. Das war auch noch der Fall, als ich den Text auf der Premiere im Juni 2024 vortrug.
Wenn ich aber geahnt hätte, wie sehr das nur ein dreiviertel Jahr später sowas von nicht mehr richtig sein würde, hätte ich das wohl eher nicht so betont. Mittlerweile stört mich meine eine Brust massiv und oft, aber nicht, weil es »nur« eine ist, sondern weil sie überhaupt da ist.
mehr … Body in transition – please handle with care